Meine drei Wünsche zum neuen Jahr

Ein neues Jahr beginnt. Eine gute Gelegenheit meine drei Wünsche für das Jahr 2012 zu formulieren. Mein erster Wunsch ist, dass Griechenland endlich Bankrott gehen darf. Was bedeutet ein Staatsbankrott? Es bedeutet die teilweise Zahlungsunfähigkeit eines Landes. Viele Menschen fürchten sich davor, doch die Furcht ist oft grösser als die tatsächlichen Konsequenzen. Seit dem zweiten Weltkrieg haben schon gegen fünfzig Länder einen Staatsbankrott erlebt und von den meisten haben wir nichts gehört. In den meisten Fällen ist ein Staatsbankrott halb so schlimm wie angenommen. Es bedeutet nur, dass ein Land seine Schulden neu verhandelt und von den Gläubigern Abstriche gemacht werden müssen. Es ist mir nicht ein Fall in der neueren Geschichte bekannt, indem ein Staatsbankrott eine globale Finanzkrise oder gar einer grosse Depression ausgelöst hat. Ganz im Gegenteil: Es gibt zahlreiche Beispiele für  Staatspleiten bei denen die betroffenen Länder ihre Schulden durch Verhandlungen reduzieren konnten und sich anschliessend relativ schnell erholt haben. Zudem dauerte es meist nur wenige Jahre bis ein solches Land sich an den internationalen Finanzmärkten wieder Geld leihen konnte. Im Gegensatz dazu hat das lange Zögern im Fall von Griechenland zu einer nachhaltigen Verunsicherung in den Märkten geführt. Die Märkte hassen Unsicherheit und lieben klare Spielregeln, auch wenn dies bedeutet, Verluste zu erleiden.

Mein zweiter Wunsch ist, dass der vermeintliche Gegensatz zwischen Keynesianern und klassischen Ökonomen beerdigt wird. Auf Keynes berufen sich Politiker, wenn sie grosse schuldenfinanzierte Ausgabenprogramme beschliessen. Die Idee ist, mit Staatsausgaben, welche über Schulden finanziert werden, die Ökonomie anzukurbeln. Wenn dann die Wirtschaft wieder brummt, können die Schulden wieder über die zusätzlichen Steuereinnahmen zurück bezahlt werden. Ein klassischer Ökonom glaubt nicht an diesen Mechanismus sondern plädiert für einen ausgeglichen Staatsaushalt und generell für einen schlanken Staat. Dies schaffe die notwendigen Voraussetzungen für private Investitionen, welche die Wirtschaft aus der Krise führen. In der heutigen Situation ist es eigentlich egal wer recht hat. Das Keynesianische Modell setzt voraus, dass jemand bereit ist, dem Staat Geld für solche Experimente zur Verfügung zu stellen. Zumindest in Europa ist dies für viele Länder nicht mehr gegeben. Dies lässt sich leicht an den hohen Zinsen vieler europäischen Staatsanleihen erkennen. Keynes ist also tot und die Europäer müssen sich daran gewöhnen, dass der Gürtel enger geschnallt werden muss.

Mein dritter Wunsch ist, dass wir wieder gelassener werden. Auf die Finanzkrise von 2008 haben wir oder besser die Politiker mit gigantischen Finanzspritzen reagiert. Auf die Eurokrise haben die Europolitiker mit unzähligen Gipfeln und Ankündigungen von galaktischen Rettungsschirmen reagiert. Wobei ein absurder Vorschlag zur Rettung des Euros dem nächsten folgte. Die ökonomischen Implikationen dieser Vorschläge waren meist schlimmer als das Problem das es zu lösen galt. Die Hektik entstand, weil ein Auseinanderfallen des Euroraums Europa in eine tiefe Rezession stürzen liesse. Ist diese Hektik berechtigt? Nehmen wir zum Beispiel an, dass der Euroraum im 2012 auseinanderfällt und dadurch das Schweizerische Bruttoinlandprodukt, also die Summe der Marktwerte aller Güter und Dienstleistungen, die während eines bestimmten Zeitraumes in der Schweiz produziert werden, um zehn Prozent abnehmen würde. Jeder Politiker und fast jeder Ökonom wird aschfahl, wenn er diese Zahl hört. Doch was bedeutet dies konkret? Das schweizerische Bruttoinlandprodukt würde etwa vom heutigen Niveau auf das Niveau vom Jahr 2005 zurück fallen. Oder betrachten wir einen Einbruch von 20 Prozent des Schweizerischen Bruttoinlandprodukts. Bei einem solchen Ereignis würden wir etwa auf das Niveau von 1999 zurück fallen. In meiner Erinnerung war weder das Jahr 2005 noch das Jahr 1999 besonders schlimm. Den Schweizern ging es etwa gleich gut wie heute. Damit möchte ich natürlich provozieren. Das Problem ist, dass in einer Rezession die Kosten ungleich verteilt sind. Einige Menschen verspüren gar nichts oder ihr Einkommen steigt sogar, während andere Menschen grosse Einkommenseinbussen auf sich nehmen müssen. Trotzdem zeigen diese Beispiele, dass auch bei einer Rezession die Welt nicht unter geht. Vor allem zeigen sie auch, dass nicht alle Mittel gerechtfertigt sind um eine Rezession zu verhindern. Das europäische Trauerspiel um die Rettung des Euros ist aber gerade ein solches Beispiel. Mit allen Mitteln und seien sie noch so unsinnig, wird versucht aus Angst vor einer Rezession Griechenland und den Euro zu retten. Die Kollateralschäden dieser Massnahmen werden uns langfristig aber teurer zu stehen kommen als eine heftige Rezession, welche auf die Einsicht folgt, dass Griechenland bankrott und dessen Schulden restrukturiert werden müssen und der Euroraum in dieser Länderzusammensetzung nicht nachhaltig ist.

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