Die Nationalisten-Initiative

Vor einiger Zeit hatte ich die Ehre, den ersten Preis für die unsinnigste Initiative des Jahrzehnts zu vergeben. Sie ging an die sogenannte „Ravioli-Initiative“. Sie haben vielleicht schon erraten, wovon die Rede ist. Von der Initiative „Rettet unser Schweizer Gold (Gold-Initiative)“, welche im September 2011 von verschiedenen SVP-Exponenten lanciert wurde (sie finden den Artikel über meine UNI-website).

Dazumal konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass schon bald eine neue Initiative die „Ravioli-Initiative“ vom Thron stossen würde  Nun ist dieser Fall aber tatsächlich eingetreten. Es handelt sich um die sogenannte ECOPOP-Initiative oder auch Eidgenössische Volksinitiative „Stopp der Überbevölkerung – Zur Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen.“

Diese Initiative enthält im Wesentlichen zwei Forderungen: Erstens soll die jährliche Nettozuwanderung in der Schweiz im Durchschnitt auf 0.2% der ständigen Wohnbevölkerung beschränkt werden. Zweitens sollen 10% der staatlichen (DEZA)-Hilfsgelder zur Förderung der freiwilligen Familienplanung eingesetzt werden.

Sie fragen sich vielleicht, was an diesen Forderungen den so unsinnig ist. Dazu muss man den Absender der ECOPOP-Initiative anschauen. ECOPOP ist ein schweizerischer Umweltverein, der sich nach eigenen Angaben mit den Themen Weltbevölkerung, Natur, Umwelt und Wirtschaftswachstum auseinander setzt. Als Hauptproblem für die Menschheit betrachtet ECOPOP die Überbevölkerung unseres Planeten. Diese sei die Ursache für die aktuellen weltweiten Umweltprobleme. Erklärtes Ziel von ECOPOP ist es „die natürlichen Lebensgrundlagen und die Lebensqualität in der Schweiz und weltweit für kommende Generationen zu erhalten.“

Bis anhin ist alles im grünen Bereich: Jeder Mensch und jede Organisation hat das Recht seine persönliche Analyse der Weltprobleme zu erstellen und entsprechende Korrekturmassnahmen vorzuschlagen. Das Problem ist, dass die ECOPOP-Initiative die Einwanderung in die Schweiz beschränken will. Sie suggeriert damit, dass ein Mensch, der in die Schweiz einwandert mehr Schaden an der Umwelt generiert, als wenn er in seinem Heimatland bleiben würde. Sie unterstellt weiter, dass ein Mensch, der in die Schweiz einwandert mehr Kinder hat, als ein Mensch der dies nicht tut. Dies ist natürlich ein totaler Unfug und die ECOPOP-Initiative bekommt zu Recht den ersten Preis für die unsinnigste Initiative des Jahrzehnts.

Die ECOPOP-Initiative ist verlogen. Sie hat nichts mit Umweltschutz oder Sorge um unseren Planeten zu tun. Sie ist letztendlich eine Nationalisten-Initiative. Bereits die National-Sozialisten haben versucht mit grünen Argumenten zu punkten. Das Motto war eine gesunde Natur für eine gesunde Rasse. Unter den Nationalsozialisten wurden Natur, Heimat und Deutscher Wald zu Elementen der NS-Ideologie. Der Naturschutz wurde motiviert mit Begriffen wie „artgemässe germanisch-deutsche Kulturlandschaft.“

Um meine Behauptung zu untermauern, möchte ich hier noch ein Zitat von Reichsminister und Reichsjägermeister Hermann Göring, verantwortlich für die Forstwirtschaft, aufführen (zu finden auf Wikipedia unter dem Stichwort Naturschutz im Nationalsozialismus): „Wenn wir [sc. Deutschen] durch den Wald gehen, […], erfüllt uns der Wald mit […] einer ungeheuren Freude an Gottes herrlicher Natur. Das unterscheidet uns von jenem Volke, das sich auserwählt dünkt und das, wenn es durch den Wald schreitet, nur den Festmeter berechnen kann.“

In einer von Heinrich Himmler unterzeichneten Anordnung zu neuen Landschaftsregeln ist zu lesen: „Die Landschaft (…) ist auf weite Flächen durch das kulturelle Unvermögen fremden Volkstums vernachlässigt, verödet und durch Raubbau verwüstet. (…) Dem germanisch-deutschen Menschen aber ist der Umgang mit der Natur ein tiefes Lebensbedürfnis.“

Die ECOPOP-Initiative kommt natürlich weniger martialisch daher aber die Ausrichtung ist die Gleiche. Letztendlich will sie den schweizerischen Boden vor den Fremden schützen. Gemäss der ECOPOP-Ideologie verschmutzen Immigranten die Umwelt und produzieren Kinder (oh Schreck). Vor diesem Unheil muss die Schweizerische Bevölkerung geschützt werden.

Es wird mit der Sorge um unseren  Planeten argumentiert, was eine Lüge ist. Kein Mensch belastet die Umwelt mehr oder weniger nur weil er eine Landesgrenze überschreitet und kein Mensch hat mehr oder weniger Kinder nur weil er in ein Land emigriert.

Leider lassen sich viele Menschen von schönen Worten wie „Nachhaltigkeit“ oder „Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen“ blenden. So muss ich mit Bedauern feststellen, dass sich auch Thomas Minder für diese Initiative einsetzt. Noch bedenklicher ist jedoch, dass sich viele ETH Absolventen im Initiativkomitee befinden. Von diesen würde ich erwarten, dass sie nicht nur den eigenen Garten betrachten, wenn sie sich für die Lösung von dringen Weltproblemen ein

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